Gedenken an Angel Berrueta

14.03.2009

“… ein Akt von Staatsterrorismus”

Hunderte Menschen gedachten in Donibane, einem Ortsteil von Iru?a (spanisch: Pamplona), Angel Berrueta. Der B?cker wurde am 13. M?rz 2004 von einem Polizisten der Polic?a espa?ola und dessen Sohn ermordet. Nur wenige Tage vorher, am 11. M?rz 2004, hatte es in Madrid Anschl?ge auf Pendlerz?ge gegeben, bei denen 191 Menschen starben und 1800 verletzt wurden. Politischer Hintergrund des Massakers war die Beteiligung Spaniens am Krieg im Irak.

Die spanische Regierung unter F?hrung von Aznar, Chef der rechten Partido Popular, versuchte auf zynische Art und Weise, die Trauer und die Wut der Menschen ?ber das Massaker f?r den Kampf gegen die Unabh?ngigkeitsbewegung im Baskenland zu instrumentalisieren und damit die anstehenden Wahlen f?r sich zu entscheiden. Unmittelbar nach dem Anschlag wurde die ETA als verantwortlich benannt und Anti-ETA-Demonstrationen “F?r die Opfer und die (spanische) Verfassung” organisiert.

Der B?cker Angel Berrueta wird als bekannter Unterst?tzer der linken Unabh?ngigkeitsbewegung Opfer der so erzeugten Pogromstimmung. Nach einer Anti-ETA Demonstration in Donibane betritt Pilar Rubio, Frau eines Polizisten am Ort, den B?ckerladen mit ihrem ETA NO” Plakat und forderte den B?cker auf, das Plakat in seinem Schaufenster auszustellen, was dieser ablehnt. Aus den Drohungen der Frau “Diesen Hurensohn bringen wir um!” wird dann bitterer Ernst. Ihr Mann, Polizist bei der Polic?a espa?ola, und ihr Sohn ermorden Angel Berrueta gemeinsam mit Messerstichen und vier Sch?ssen.

“Nicht ein Nachbarschaftsstreit mit t?dlichem Ausgang,
sondern ein Akt von Staatsterrorismus”

Als “Nachbarschaftsstreit mit t?dlichem Ausgang” wertet die Staatsanwaltschaft das Verbrechen und verurteilt den Polizisten und seinen Sohn zu Gef?ngnis, die Frau des Polizisten wird freigesprochen.

Im offiziellen spanischen Sprachgebrauch existiert der spanisch-baskische Konflikt schlie?lich nicht, es gibt nur die ETA und ihre Opfer, der Mord an Angel Berrueta wird so zum Nachbarschaftsstreit umetikettiert. Auch der Tod von Kontxi Sanchiz, die bei einem Einsatz der baskischen Polizei Ertzaintza in Hernani am Tag darauf an einem Herzinfarkt stirbt, wird in der Polizeistatistik wohl unter nat?rlicher Todesursache gef?hrt. Die Opfer der Gewalt in diesem Konflikt werden vom spanischen Staat in klare Freund-Feind-Kategorien unterteilt.

Die Witwe des ermordeten B?ckers Mari Carmen Ma?as berichtet auf der Gedenkveranstaltung, wie die Polizei versucht, die Gedenkfeier zu st?ren. An ihren Mann gerichtet, sagt sie: “In diesen Tagen werden die Strassen von Donibane durch die Erinnerung an Dein L?cheln heller. Das Mitgef?hl und die Unterst?tzung, die Deine Nachbarn zeigen, sind ?berw?ltigend. Die Kameraden Deines M?rders haben Plakate f?r Deine Gedenkfeier beschlagnahmt und drohen denen, die sie tragen, mit einer Anklage wegen 'Verherrlichung von Terrorismus'. … In Wirklichkeit war (Dein Mord) ein Fall von Staatsterrorismus”.