Bomben zum Geburtstag

31.07.2009 | Ingo Niebel (Junge Welt vom 31.7.2009)

Baskische ETA wurde heute vor 50 Jahren gegr?ndet. Anschl?ge in Burgos und Mallorca

Der Heilige Ignatius von Loyola und die baskische Untergrundorganisation ETA haben einiges gemeinsam: Der 31. Juli ist der Todestag des Basken, der den Jesuitenorden gr?ndete. Und: Am letzten Julitag 1959 bildete eine Gruppe junger Basken die ETA (Baskenland und Freiheit). Seitdem k?mpft sie f?r ein von Spanien und Frankreich unabh?ngiges, sozialistisches Baskenland. Da? sich ETA am Gedenktag des Heiligen Ignatius gr?ndete, war kein Zufall. Ein Teil der damaligen Jugendorganisation der Baskischen Nationalpartei (PNV) rebellierte so gegen die Passivit?t der Exilregierung. Diese engagiere sich ? nach Meinung der jungen ETA-Leute ?zuwenig gegen die Unterdr?ckung des Baskenlandes durch das faschistische Regime des spanischen Caudillo Fancesco Franco.

Vor diesem Hintergrund erkl?rt sich, warum mutma?lich die ETA ? ein Bekennerschreiben stand auch am Donnerstag noch aus ? am Mittwoch eine Autobombe vor der Kaserne der Zivilgarde in Burgos z?ndete. Und da? die Urheberin der Explosion vor einer Polizeikaserne auf der spanischen Ferieninsel Mallorca am Donnerstag wahrscheinlich die ETA ist. In Palmanova s?dwestlich der Hauptstadt Palma de Mallorca war gegen 14 Uhr eine Bombe unter einem Gel?ndewagen der Guardia Civil hochgegangen. Mindestens zwei Beamte starben, wie ein Sprecher der Guardia Civil best?tigte. In Burgos war zuvor die Fassade des 14st?ckigen Guardia-Civil-Geb?udes zerst?rt worden (siehe jW vom 30.7.) In dem Haus befanden sich 118 Personen, darunter 41 Kinder. Zur Eigenart der Spezialpolizei Guardia Civil geh?rt es, da? die Familien bei den Beamten auf dem Kasernengel?nde leben. Die Wucht der Explosion verletzte 66 Menschen. Niemand wurde get?tet.

Im nordspanischen Burgos befindet sich der Sitz des Wehrkreisbereichs, zu dem Teile des Baskenlandes geh?ren. Auch ist der Name der Stadt eng mit dem Schauproze? gegen 15 junge Basken im Jahre 1970 verbunden, der damals Schlagzeilen in aller Welt machte. Auf diesem wurde die ETA 1970 als die f?hrende antifaschistische Widerstandsgruppe pr?sentiert, und sechs der Angeklagten zum Tode verurteilt ? ein Richterspruch, der unter dem Druck von weltweiten, millionenfachen Protesten sp?ter in ?lebensl?nglich? umgewandelt werden mu?te. Verhandelt wurde damals der Mord an dem Polizeiinspektor Melit?n Manzanas, der einst von der Gestapo der deutschen Nazis ausgebildet worden war, und dessen Tod 1968 den Beginn des bewaffneten Kampfes der ETA markiert.

Zu den Ritualen nach einem Anschlag geh?rt die Verurteilung desselbigen. Die linke Unabh?ngigkeitsbewegung forderte hingegen ihre Wiederzulassung und Verhandlungen. Die fanden zuletzt 2006/2007 mit der spanischen Regierungspartei PSOE unter anderem im Kloster von Loyola statt, dem Stammsitz der Jesuiten im Geburtsort des Heiligen Ignatius.


Erstver?ffentlichung: Ingo Niebel in Junge Welt vom 31.7.2009